Häufig gestellte Fragen (F.A.Q)
Suizidale Gedanken und Phantasien treten oft in Zusammenhang mit Depressionen auf. Und viele depressive Menschen haben mehr oder weniger erfolgreich auch schon Antidepressiva eingenommen, während andere ganz grundsätzlich gegen Medikamente eingestellt sind. Viele haben sogar mehrere „ausprobiert", bevor sie das für sie passende Präparat gefunden haben.
Darüber wie gut und hilfreich Antidepressiva wirklich sind, liest und hört man in den Medien höchst widersprüchliche Angaben. Und selbst unter Fachleuten ist man sich längst nicht immer einig, wenn es um die Wirksamkeit („Effektstärke") solcher Medikamente geht. Wir wissen heute viel über die Wirkmechanismen von Antidepressiva - aber noch längst nicht alles.
Nicht nur deshalb bleibt die Entscheidung für oder gegen Medikamente eine sehr subjektive und ganz persönliche Angelegenheit, bei der Du Dich am besten von einem Arzt Deines Vertrauens beraten lässt. Auch im Internet findest Du Informationen zu einzelnen Medikamenten und evtl. Nebenwirkungen.
Wir haben zusammen mehrere hundert depressive Menschen behandelt und erlebt, wie es den einen nach Einnahme der Medikamente deutlich besser ging („Hätte ich doch bloß schon früher diese Tabletten gehabt!"), bei anderen gingen die Symptome (z.B. Schlafstörungen, Antriebslosigkeit) mehr oder weniger spürbar zurück, und wieder andere sahen auch nach der Einnahme verschiedener Präparate keinerlei Besserung ihrer Symptomatik.
Fest steht für uns - und da sind sich fast alle Experten einig -, dass die medikamentöse Behandlung in jedem Fall durch eine entsprechende Psychotherapie ergänzt werden sollte. Diese mindert auch die Gefahr eines Rückfalls.
Viele Menschen machen einmal oder mehrmals in ihrem Leben eine psychische Krise durch und denken daran, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Dennoch setzen sehr wenige Menschen diese Gedanken in die Tat um, aber jedem Suizid gehen solche gedanklichen Auseinandersetzungen voraus.
Insofern solltest Du eigene suizidale Gedanken immer ernst nehmen. Es ist wichtig zu verstehen, ob solche Gedanken vorübergehende Phantasien sind, oder ob sie Vorzeichen oder Zeichen einer realen Gefährdung sind
Welcher Person in Deinem Umfeld vertraust Du genug, um mit Ihr gemeinsam Deine momentane Situation zu klären? Ein Gespräch mit Deinem Hausarzt oder eine psychologische Beratung kann Dir helfen Deine Gedanken zu sortieren. Unter diesem Link findest Du eine Liste der Fachleute.
In letzter Zeit bin ich niedergeschlagen, ich habe keine Lust mehr, mich auf etwas einzulassen, ich werde immer nervöser: Ich habe Angst, in ein Krise abzugleiten. Wie kann ich das verhindern?
Ganz allgemein ist alles heilsam, was das Wohlbefinden fördert.
- Für einen Lebensrhythmus in Übereinstimmung mit den Anforderungen sorgen, Überforderung vermeiden
- Sport treiben, sich entspannen
- Die eigenen Stressfaktoren erkennen, um in angemessener Weise für Ausgleich zu sorgen
- Psychosoziale Kompetenzen entwickeln, die gute Beziehungen zu Angehörigen und Kollegen fördert
- Bestimmte Fallen erkennen: Alkohol und psychotrope Substanzen können zunächst die gewünschte Wirkung verschaffen und beruhigen. Doch wenn sie regelmäßig eingenommen und / oder die Dosis gesteigert wird, verkehrt sich die Wirkung ins Gegenteil und trägt zum Gefühl der Ohnmacht bei.
Wenn Du den Eindruck hast, dass die Symptome des Unbehagens hartnäckiger werden, ist es Zeit, mit jemandem über Deine Sorgen zu sprechen.
- Hast Du Freunde und Angehörige, denen Du vertraust?
- Eine Vertrauensperson ist eine Person, die zuhört, ohne zu verurteilen und ohne weiterzuerzählen, was Du ihr anvertraust. Achtung, sollte sie feststellen, dass sie Dir nicht in angemessener Weise helfen kann, oder wenn Deine Verzweiflung sie zu betroffen macht, muss sie die Möglichkeit haben, mit anderen darüber zu sprechen, um Hilfe zu bekommen.
- Manchmal zögert man, sich professionelle Hilfe zu holen. Gedanken wie „Ich müsste allein damit fertig werden", „Das ist vielleicht nicht ernst genug, um Hilfe in Anspruch zu nehmen", „Mir kann doch keiner helfen" sind Dir wahrscheinlich vertraut. Aber es ist gut zu wissen, dass die frühzeitige Suche nach Hilfe eine beginnende Krise auflösen kann.
- Wir schlagen Dir vor, herauszufinden, ob Deine Verzweiflung sich allmählich entwickelt hat oder durch ein bestimmtes Ereignis ausgelöst wurde (z.B. eine Schocksituation, ein Konflikt in der Familie oder bei der Arbeit).
- Wenn Du den Eindruck hast, Deine Gefühle der Beklemmung, der Unruhe oder anderer Art nicht ertragen zu können: gehe joggen, telefoniere mit Menschen Deines Vertrauens, schreibe alle Aktivitäten auf, die Dir in der Vergangenheit gut getan haben, höre Musik
- Unter diesem Link kannst Du weitere Tipps finden, die Dir helfen können, die ersten Augenblicke der Krise zu überstehen.
- Bei einer schweren Krise ist es unbedingt erforderlich, Deinen Hausarzt oder einen Notdienst im Krankenhaus aufzusuchen.
Was genau in einer Psychotherapie geschieht hängt von sehr vielen Faktoren ab (z.B. vom Problem des Klienten, vom institutionellen Rahmen, Ausbildung und Erfahrung der TherapeutIn) und kann deshalb hier nur sehr allgemein beschrieben werden. Lass Dir im konkreten Fall von Deiner TherapeutIn zu Beginn der Zusammenarbeit deren Therapieverständnis ausführlich erklären.
- Nachdem Deine TherapeutIn sich Dir kurz vorgestellt hat und - falls nicht schon am Telefon während Deiner Anmeldung geschehen - evtl. Formalitäten (Sitzungsdauer, Häufigkeit und Dauer der Sitzungen, Schweigepflicht, Honorar etc.) erklärt hat, hast Du Gelegenheit, Deine Situation, Deine Probleme und die dazugehörigen Erlebnisse, Gedanken und Gefühle ausführlich darzustellen. Die TherapeutIn ist währenddessen bemüht, Deine Geschichte möglichst gut zu verstehen, sich in Deine ganz persönliche Lebenslage hineinzuversetzen. Sie stellt sich gewissermaßen in Deine Schuhe und versucht die Welt mit Deinen Augen zu sehen. Dabei stellt sie Dir Fragen (z.B. Wann haben die Probleme begonnen? Was hast Du bisher dagegen unternommen?), bittet Dich um konkrete Beispiele und interessiert sich evtl. auch für Zeiten, in denen es Dir besser geht, die Symptome verschwunden oder schwächer sind. Manchmal wirst Du auch gebeten einen kurzen Fragebogen auszufüllen oder einen psychologischen Test zu bearbeiten.
- Nicht immer ist es notwendig, dass Du Deiner TherapeutIn Dein „ganzen Leben", zum Beispiel Deine Kindheit oder Deine Schulzeit, erzählst. Manchmal reicht es durchaus, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Dann genügen unter Umständen schon wenige Gespräche, die in der Regel 45 bis 60 Minuten dauern, um die „Weichen in die richtige Richtung zu stellen."
- Gut ausgebildete TherapeutInnen und Fachärzte für Psychotherapie verfügen über „Modelle von der Psyche des Menschen", die ihnen etwas über die Ursachen und Bedingungen mitteilen, welche psychische Probleme auslösen bzw. aufrechterhalten können. Nachdem sich die TherapeutIn auf der Basis eines solchen Modells ein möglichst umfassendes, ganzheitliches Bild von Dir, Deiner Lebenssituation und Deinen ganz persönlichen Problemen verschafft hat, wird sie ihre Eindrücke und Schlussfolgerungen („Diagnose") ausführlich mit Dir besprechen.
- Spätestens jetzt wird Deine TherapeutIn mit Dir gemeinsam(!) die Ziele für Eure Zusammenarbeit festlegen. Solche Ziele können sich im Laufe einer psychologischen Behandlung immer wieder einmal ändern und müssen dann entsprechend neu formuliert werden. Damit Du selbst, aber auch Deine TherapeutIn, das Erreichen der vereinbarten Ziele (= die Wirksamkeit der Therapie!) sinnvoll überprüfen können, sollten diese möglichst konkret und genau formuliert werden.
- Nachdem also das Problem und seine Folgen ausreichend verstanden wurden und das Ziel der Behandlung feststeht, wird die TherapeutIn Dir - abgeleitet aus den schon angesprochenen Modellen - verschiedene Methoden und Übungen anbieten, um die genannten Ziele auch tatsächlich zu erreichen.
- Die vielleicht wichtigste Methode ist sicherlich das Gespräch. Jeder, der schon einmal mehr oder weniger tief in einer Krise war und daraufhin die unmittelbare erleichternde Wirkung eines guten Gesprächs, etwa mit einer Freundin oder Verwandten, am eigenen Leibe erfahren hat, weiß um dessen wohltuende Wirkung. Daneben kommen - je nach Ausrichtung und Erfahrung der TherapeutIn - auch verschiedene nicht-sprachliche Methoden zur Anwendung. Das können zum Beispiel Hausaufgaben sein, mit denen Du in der Therapie gewonnene Einsichten zwischen den Sitzungen in der Praxis erproben kannst; Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen wie das Autogene Training, Rollenspiele, in denen Du Dich gezielt auf spezielle Alltagssituationen vorbereiten kannst, Phantasiereisen und Übungen aus der Hypnotherapie. Manchmal ermutigt Dich Deine TherapeutIn auch, Dich „künstlerisch" auszudrücken, etwa ein Bild zu malen oder eine Collage anzufertigen. Manche Psychologen empfehlen ihren Patienten auch einmal einen Text oder ein Buch zu lesen, evtl. auch einen Film anzuschauen.
- Es kann zu einem bestimmen Punkt der Therapie auch hilfreich sein, Deinen Partner oder auch die ganze Familie zu einem Gespräch mit in die Behandlung einzubeziehen.
- Wichtig bei all dem ist, dass Deine TherapeutIn die konkreten Übungen und Methoden Deiner ganz speziellen Problemlage und Deinen persönlichen Bedürfnissen anpasst. Deine Aufgabe als KlientIn („PatientIn") ist es, dabei aktiv mitzuarbeiten und diesen Prozess, diese Angebote mit Inhalt zu füllen. Dabei wird sie verstärkt auf Deine Stärken und Fähigkeiten achten, also auf all das, was Du ohnehin schon kannst, um darauf aufzubauen und diese im Sinne Deiner Therapie optimal zu nutzen.
- Gegen Ende der Therapie, werden die Abstände zwischen den Sitzungen evtl. größer. Gemeinsam mit Deiner TherapeutIn wirst Du Dich auf die Zeit nach der Therapie vorbereiten. Manchmal verabredet die TherapeutIn auch einen Termin oder ein Telefonat zur Nachbesprechung (z.B. nach sechs Monaten), um zu sehen, wie es Dir geht.